25.08.2018

Der Glöckner von Notre Dame

Apollo Theater, Stuttgart

Quasimodo
Erzdiakon Claude Frollo
Esmeralda
Hauptmann Phoebus de Martin
Clopin Trouillefou
Jehan Frollo
Florika
Pater Dupin
Leutnant Frederic Charlus
König Louis XI.
Madame
St. Aphrodisius

Jonas Hein
Felix Martin
Mercedesz Csampai
Maximilian Mann
Gavin Turnbull
Emanuel Jessel
Kristina Love
Thomas Schreier
Milan van Waardenburg
Marco Fahrland-Jadue
Esther Puzak
Kevin Thiel


Vollständige Besetzung


Nachdem es tagelang – nein, wochenlang – über 30 Grad und Sonnenschein gehabt hatte, passten wir einen Tag ab, an dem es endlich regnete und auf kuschelige 16 Grad abkühlte …
Doch wenn ein Besuch in der schwäbischen Kathedrale anstand, konnte uns nichts so leicht die Stimmung verderben. Unerklärlicherweise waren in der Reihe vor uns acht Plätze nebeneinander frei geblieben, sodass wir eine uneingeschränkte Sicht auf die Bühne hatten.

Wir freuten uns auf einen tollen Abend mit mitreißender Musik und einem fantastischen Ensemble. Zwar hätte ich in der ein oder anderen Rolle gerne jemand anderen gesehen, aber ich freute mich dann umso mehr, wenn mich auch der neue – und mir unbekannte – Darsteller überzeugen konnte. So zum Beispiel Marco Fahrland-Jadue in der Rolle des König Louis XI. Als Frollo von hinten an ihn herantrat und um eine Audienz bat, erschrak der König so sehr, dass er ein lautes helles Quietschen von sich stieß. Er musste sich dann erst mal wieder sammeln um zu hören, was der Erzdiakon von ihm wollte.

In Verlegenheit gebracht wurde auch Hauptmann Phoebus de Martin (Maximilian Mann). Auf der Suche nach Esmeralda durchsuchte er gemeinsam mit Frollo und den Soldaten das Haus der Huren. Als die Puff-Madame ihn sofort erkannte und sich über das Wiedersehen freute, fand Phoebus plötzlich die Steinfiguren der Kulisse extrem interessant. Und dieser unschuldige Blick dazu war einfach urkomisch.

Sehr beeindruckend war Felix Martin als Erzdiakon Frollo. Er gab den strengen Ziehvater sehr überzeugend und sogar als er Quasimodo als seinen Sohn bezeichnete, nahm man ihm das ab. Doch besonders imposant sang er natürlich das Lied "Das Feuer der Hölle", das seine innere Zerrissenheit zeigte.

Etwas feuriger hingegen hätte ich mir Mercedesz Csampai als Esmeralda gewünscht. Sie tanzte toll beim Narrenfest, doch ihr schöner Gesang dazu war leider etwas atemlos. Natürlich ist singen und tanzen gemeinsam alles andere als einfach, doch Gavin Turnbull, der deutlich älter war als sie, kombinierte beides ohne Mühe. Überhaupt lieferte er als Clopin Trouillefou eine super Vorstellung ab und er hatte auch den Schalk im Nacken als er immer wieder seinen Hüftschwung zeigte.

Auch wenn wir in den fünf größten Hauptrollen jeweils die Erstbesetzung sahen, ragte doch einer heraus: Jonas Hein als Quasimodo. Mit seinen knappen und unverblümten Kommentaren brachte er das ganze Publikum zum Lachen. Als zum Beispiel Esmeralda im Glockenturm von der herrlichen Aussicht schwärmte: "Es muss wundervoll sein hier oben zu leben", erwiderte Quasimodo: "Ja. Aber im Winter kalt." Und als Quasimodo den Wunderhof suchen und die Zigeuner warnen wollte, meinte der verletzte Phoebus: "Du kannst kaum sprechen." Daraufhin Quasimodo: "Und du kannst kaum gehen." Natürlich waren die Texte einstudiert, aber Jonas Hein brachte das so rüber als wären ihm gerade eben diese schlagfertigen Antworten eingefallen. Dazu immer sein liebenswerter Blick und seine unbekümmerte Art – das brachte ihm am Ende der Show zurecht tosenden Beifall ein. Doch besonders süß war eine Szene, in der der von den lauten Glocken taube Quasimodo sang "Nett uns zwei hier zu sehen" und dazu die Worte in Gebärdensprache formte. Esmeralda wiederholte seine Worte und machte dazu die gleichen Gesten.

Auch noch lange nach der Vorstellung hatten wir den Klang von Notre Dame im Ohr und die Erinnerung an einen unvergesslichen – wenn auch wieder viel zu kurzen – Abend im Herzen.
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