Rock Legends – The Lords & Big Daddies
Bürgerhaus, Endingen
Als wir vor dem Bürgerhaus in Endingen ankamen, wurde schnell eines klar: Durch meine Anwesenheit senkte ich den Altersdurchschnitt um gefühlt zehn Jahre. Aber immerhin besuchten wir ein Konzert der dienstältesten Rockband der Welt, die in diesem Jahr ihr 59-jähriges Bühnenjubiläum feierte.
Mit nur rund 500 Besuchern, Stehtischen, Getränken und Snacks war es im Bürgerhaus eine kuschelige Atmosphäre. Man war nah an der Bühne und hatte gleichzeitig genug Platz zum Tanzen. Doch zunächst gab es einige Verwirrung. Es war angekündigt worden, dass zuerst The Lords auftreten sollten und anschließend noch die Big Daddies. Seltsam eigentlich, denn normalerweise ist die bekanntere Band der Hauptact, der nach der Vorband kommt. Aber dann stellte es sich heraus, dass es auch dieses Mal genau so sein sollte.
Jedoch waren die Big Daddies keineswegs nur eine Vorband. Vielmehr war es ein Doppelkonzert, bei dem jede Gruppe ihre Fans hatte. Die Big Daddies coverten verschiedene Lieder von "Daydream believer" (The Monkees) und "Mighty Quinn" (Manfred Mann’s Earth Band) über "Another brick in the wall" (Pink Floyd) bis hin zu "I feel good" (James Brown). Sie gaben wirklich alles und sangen sich die Seele aus dem Leib und vor allem Frontmann Wolfgang Tampe geriet ordentlich ins Schwitzen. Nach einer Stunde wollten sie eigentlich die Bühne räumen, doch das Publikum forderte lautstark eine Zugabe. Diesen Wunsch erfüllten sie natürlich gerne.
Nach einer Umbaupause wurde die Bühne schließlich in rotes Licht getaucht. Dann erklang dramatische Musik und die Lords hatten ihren großen Auftritt. Natürlich waren die Zuschauer sofort begeistert und tanzten zu den Klassikern der Rockband.
"Lord Leo" führte mit Witz durch das Programm und bewies dabei auch viel Selbstironie als er auf die lange Bandgeschichte zurückblickte. Als er ankündigte, dass auf die altbekannten Lieder nun ein Block mit neuen Songs folgen sollte, rief jemand aus dem Publikum: "Poor boy!" Daraufhin antwortete Leo: "Nein, das wollten wir heute eigentlich nicht spielen."
Schon bald änderte sich die Lichtstimmung und alles wurde grün. Das konnte natürlich nur bedeuten, dass die Lords "Greensleeves" zum besten gaben. Es folgten weitere Hits wie "Shaking all over" und "Gloryland", dann hin zu "John Brown’s body" und wieder zurück zu "Gloryland". Irgendwann kamen sie dann nicht mehr drumherum und sagen selbstverständlich auch noch "Poor boy". Besonders stolz waren sie auch auf ein Lied, dass die Gruppe T. Rex für sie geschrieben hatte, doch Leo stellte fest: "Aber die sehen vielleicht aus!"
Die Stimmung war wirklich gut, doch als die Leute bei "Que sera" im Takt mitschunkelten, schaute Leo nur über den Rand seiner Brille hinweg und konnte es einfach nicht glauben. Dann wurde die Nummer schneller und rockiger und man konnte wunderbar mitsingen.
Mitmachen hingegen musste man bei "Boom boom". Es wurde genau erklärt, wann man wie zu klatschen hatte und es gab sogar eine Probe! "Rubbel die Katz!" rief Leo und alle machten klatsch – klatsch – klatsch – klatsch. "Ballermann!" – klatsch – klatsch – klatsch – klatsch – "Boom boom boom boom!" – klatsch – klatsch – klatsch – klatsch.
Leo erklärte, dass sich das Konzert langsam dem Ende zuneigte, da sie vor Mitternacht wieder im Altersheim sein mussten. Er lud sogar die Zuschauer ein mitzukommen, die natürlich begeistert waren! Trotzdem wurde die Band nicht ohne die ein oder andere – und nochmal eine! – Zugabe von der Bühne gelassen.
Nach insgesamt drei Stunden war das tolle Doppelkonzert dann wirklich zu Ende, die T-Shirts waren nass geschwitzt, die Füße wund getanzt, die Stimmen heißer, aber alle hatten noch ein Lied auf den Lippen. Und so verließen wir gut gelaunt das kleine aber feine Bürgerhaus mit der Erinnerung an einen fantastischen Abend. top Δ