Tanz der Vampire
Palladium Theater, Stuttgart
Sarah Magda Rebecca Graf von Krolock Professor Abronsius Alfred Chagal Herbert Koukol |
Marlene Jubelius Anja Backus Nina Barton Kevin Tarte Thijs Kobes Vincent Van Gorp Oleg Krasovitskii Andreas Nützl Wolfgang Zarnack |
Vollständige Besetzung
Ausnahmsweise schien mal die Sonne. Nicht wie sonst, wenn wir ins Musical gingen. Aber das Stuttgarter Wetter wollte sich noch einmal von seiner besten Seite zeigen, wenn sich die Vampire bald zum wiederholten Male verabschiedeten. Und während wir nicht genug von den Vampiren bekommen konnten, bekam auch ein anderer nicht genug: Kevin Tarte. Seine Rückkehr im Mai war schon die Ausnahme gewesen, doch jetzt kehrte er erneut für ein paar wenige Vorstellungen zurück. Die Ausnahme von der Ausnahme sozusagen. Und die Garantie für ein volles Theater.
Altbekannt waren auch Vincent Van Gorp und Thijs Kobes. Beide hatten wir schon als Alfred gesehen, doch letzterer verkörperte an diesem Abend den Professor Abronsius. Seine Stimme war etwas dunkler als die vorheriger Professoren, dennoch sang er auch mühelos die ganz hohen Töne. Seine Darstellung war auch etwas ruhiger, trotzdem konnte er auf ganzer Linie mit seiner tollen Bühnenpräsenz überzeugen.
Keine Ahnung, was sie Vincent Van Gorp in den Kaffee getan hatten, aber er war wirklich gut gelaunt. Als Abronsius bei "Wahrheit" sang: "Wo Eis ist und Schnee, wachsen keine Tomaten", da lachte sich Alfred im Hintergrund fast kaputt. Und als er später im Badezimmer des Schlosses auf Herbert (Andreas Nützl) traf, war es mit ihm ganz vorbei. Er steckte dem Sohn des Grafen das Buch zwischen die Zähne und flüchtete durchs Publikum, nur um dann wieder auf der anderen Seite der Bühne anzukommen. Herbert bemerkte das natürlich, legte seine Hände aneinander und schickte ein freudiges "Danke" in Richtung Himmel. Er trat hinter Alfred und atmete tief und genüsslich dessen Geruch ein. Als Alfred es bemerkte, drehte er sich erschrocken um. Die beiden schauten sich an und riefen gleichzeitig: "Servus!" Dann erst ging die Szene wie gewohnt weiter.
Aber auch Marlene Jubelius als Sarah gelang es mit Leichtigkeit Alfred um den Finger zu wickeln. Auch sie war eine tolle Schauspielerin, die für jede Emotion die passende Mimik parat hatte. Dabei wirkte sie mal keck, wenn sie etwas von Alfred wollte, und mal verdutzt, wenn er nicht kapierte, dass sie hinter ihm stand.
Neben der ohnehin großartigen Besetzung glänzten alle drei Hauptdarstellerinnen mit ihren kraftvollen Stimmen, durch die sie den Männern auf der Bühne zeigten, wo es lang ging. Egal, ob Anja Backus als Magda oder Nina Barton in der etwas kleineren Rolle der Rebecca. Eben richtige Frauenpower!
Auch Oleg Krasovitskii hatten wir bereits ein paarmal als Chagal gesehen und mit jedem Mal gefiel er mir besser. Vielleicht lag das aber auch daran, dass die Darsteller sich wunderbar die Bälle zuspielten und die Stimmung sowohl auf der Bühne als auch im Zuschauerraum eh schon super war.
Das lag auch nicht zuletzt an dem Einen, auf den alle warteten. Majestätisch schritt er durchs Publikum und war dabei wieder ganz in seinem Element: Kevin Tarte. Er lebte die Rolle des Vampirfürsten wie kein anderer, er sang mit seiner unverwechselbaren Stimme und er verzögerte seine Worte bis zum letzten Moment um sie besonders zu betonen. Denn eins war klar: Er war der Graf und er gab das Tempo vor.
Über die Jahre waren an der Show immer wieder Änderungen vorgenommen worden. Teilweise zum Besseren, aber teilweise waren auch schöne Lieder gekürzt worden, wie zum Beispiel das Finale des ersten Akts. Doch an diesem Abend sang Kevin die ganze Passage und er endete mit den Worten "Endlos ist das Meer der Zeit, doch man kann nur am Ufer leben. Von der Krankheit der Traurigkeit kann es keine Erlösung geben." Melancholisch machte er eine Pause. Er hielt die Spannung bei Abronsius, Alfred, dem Dirigenten und dem Publikum aufrecht und sagte dann in die Stille hinein: "Tja!"
Natürlich waren die Zuschauer nach jedem Auftritt von Kevin Tarte ganz aus dem Häuschen, aber dass es bereits zu Beginn der letzten Nummer, dem "Tanz der Vampire", Standing Ovations gibt, ist nicht selbstverständlich. Die beiden Vampire, die an mir vorbei durch den Längsgang Richtung Bühne huschten, dachten wohl auch, "Was ist denn da los?" Aber das Publikum klatschte und wippte mit und bedachte natürlich ganz am Ende jeden Darsteller mit viel Beifall. Doch erst als Kevin Tarte die Bühne betrat, gab es so richtig tosenden Applaus – und auf seinen Lippen las ich ein Wort: "Wow!" Dem konnte ich nur zustimmen.
Anschließend ließen wir den Abend im Irish Pub des SI-Centrums ausklingen, als sich auf einmal drei Leute an den Tisch neben uns setzten. Einer von ihnen trug ein Oberteil mit dem Tanz der Vampire-Logo und darunter stand ein Name: Paolo Valenti. Das war doch tatsächlich einer der Solotänzer und die anderen beiden waren wohl seine Kollegen. Und für alle, die schon immer mal wissen wollten, was Vampire nach Feierabend essen: Hamburger und Pommes.
Aber war das wirklich Ketchup?
Oder Blut …? top Δ