Tanz der Vampire
Palladium Theater, Stuttgart
Sarah Magda Rebecca Graf von Krolock Professor Abronsius Alfred Chagal Herbert Koukol |
Diana Schnierer Manon van den Berg Nadine Lauterbach Robert Meyer Luc Steegers Diego Federico Oleg Krasovitskii Jacub Wocial Lukas Löw |
Vollständige Besetzung
Zunächst erschien alles ganz normal: Endlich wieder ein voll besetztes Theater, gute Stimmung unter den Zuschauern, keine Masken mehr im Gesicht und eine Besetzungsliste, die einen tollen Abend versprach. Aber etwas war seltsam. Warum trug der Dirigent auf einmal Kopfhörer? Das war doch sonst nicht der Fall. War das etwa ein böses Omen?
Denn kaum hatte die Show begonnen und mit "Knoblauch, Knoblauch" so richtig Fahrt aufgenommen, kamen noch zwei Zu-spät-Kommer hereingedackelt und drängten sich an uns vorbei auf ihre Plätze. Doch das war spätestens dann vergessen, als Graf von Krolock die Bühne betrat und mit dem Rücken zum Publikum gewandt "Gott ist tot" anstimmte. Aber was war das? Warum sang er denn nicht? Oh doch! Er sang! Nur leider war er kaum zu hören. Das war der Moment, in dem ich am liebsten den Tontechniker in den Allerwertesten getreten hätte! Allerdings war das auch der Moment, in dem ich froh war in der sechsten Reihe zu sitzen, denn so konnte ich wenigstens halbwegs seine richtige Stimme hören, da das Mikrofon während der ganzen Nummer nicht mehr ansprang.
Doch damit nicht genug: Im Vampirschloss sang Sarah in der Badewanne und plötzlich war auch sie nicht mehr zu hören! Oh nein, nicht schon wieder Tonprobleme! Als sie hustete, wurde jedoch klar, dass das Problem woanders gelegen hatte. Wohl zu viel Badeschaum geschluckt! Schließlich löste sich auch noch in der "Ewigkeit"-Szene bei einer Vampirdame der Kopfschmuck und hing ihr ungünstig ins Gesicht. So viele Pannen in einer einzigen Show!
Dass es trotzdem eine grandiose Vorstellung war, lag vor allem an der hervorragenden Besetzung. Eröffnet wurde der Abend von Diego Federico in der Rolle des Alfred. Er hatte eine wunderschöne Stimme und auch wenn er nicht so ganz perfekt mit Diana Schnierer harmonierte, konnte er doch bei "Für Sarah" mit viel Gefühl glänzen.
Diana Schnierer wiederum verlieh der Sarah wie auch schon beim letzten Mal eine starke Bühnenpräsenz, sie war keck und sang fantastisch. Ein erneutes Wiedersehen gab es auch mit Oleg Krasovitskii, der ihren Vater Chagal spielte und der bei seiner tollen Darstellung dieses Mal sogar noch eine Schippe drauf legte.
An Chagals Seite waren zwei richtige Powerfrauen: Nadine Lauterbach (Rebecca) und Manon van den Berg (Magda) hatten beide eine kräftige Stimme und eine tolle Ausstrahlung. Sie passten beide super in diese Rollen und vor allem Magda spielte im zweiten Akt klasse. Sie saß auf dem Rand des Holzsargs und zupfte aufreizend an ihrem Nachthemd. Als jedoch Chagal noch weiter sang anstatt zu ihr zu kommen, rollte sie ungeduldig mit den Augen.
Ein alter Bekannter war Jacub Wocial, der dem Herbert seine markante Stimme und sein ebenso markantes Aussehen lieh. Und auch Lukas Löw konnte schon zum zweiten Mal als Koukol mit seinem lustigen Schauspiel und seiner Komik begeistern.
Professor Abronsius ist nach wie vor eine sehr dankbare Rolle. So viele unterschiedliche Interpretationen und jede für sich super! Luc Steegers war weniger der klapprige Greis sondern für das Alter seiner Charaktere immer noch recht quirlig. Aber man konnte wirklich sehen wie viel Spaß ihm diese Rolle machte. In der Gruft fragte er, wer im zweiten Sarg lag, und nach Alfreds Antwort, "Der Sohn", rief Abronsius begeistert: "Woohoo!" Als Alfred es jedoch nicht übers Herz brachte, dem Grafen das Herz zu durchbohren, zappelte Abronsius am Geländer hängend und versuchte seinen Gehilfen zu fassen zu bekommen um ihn – so wie es aussah – mit bloßen Händen zu erwürgen.
Nachdem ich ihn schon bei "S-City leuchtet" erlebt hatte, hatte ich gehofft Robert Meyer auch mal als Graf von Krolock live auf der Bühne zu sehen. Deshalb war meine Begeisterung umso größer als er tatsächlich spielte. Er gab den Grafen sehr majestätisch und brillierte mit seiner dunklen und gefühlvollen Stimme, die vor allem bei "Die unstillbare Gier" voll zur Geltung kam. Außerdem harmonierte er super mit Sarah und es war absolut verständlich, dass sie ihm in die Dunkelheit folgte. Nicht verständlich war hingegen, dass man ihn nicht als Erstbesetzung engagiert hatte. Das wäre nämlich absolut verdient gewesen.
Mit Standing Ovations ging eine ungewöhnliche Vorstellung zu Ende und auch, wenn nicht alles nach Plan gelaufen war, waren es vor allem die hervorragenden Darsteller, die diesen Abend zu etwas ganz Besonderem gemacht hatten. top Δ