13.05.2017

Tanz der Vampire

Palladium Theater, Stuttgart

Graf von Krolock
Sarah
Alfred
Professor Abronsius
Chagal
Magda
Herbert
Rebecca
Koukol

Jan Ammann
Veronica Appeddu
Gonzalo Campos
Victor Petersen
Kirill Zolygin
Merel Zeeman
Max Meister
Yvonne Köstler
Paolo Bianca


Vollständige Besetzung


Ich hatte eigentlich vorgehabt, Karten für Ende April zu kaufen. Da es aber keine so ganz guten Sitzplätze mehr gab, entschied ich mich stattdessen für Mitte Mai. Erst später erfuhren wir, dass Jan Ammann für vier Wochen im Mai nach Stuttgart kommen und alle Vorstellungen spielen sollte. Was für ein Glück!

Außer ihm kannten wir auch schon einige aus der Cast. Zwar waren ihre schönen Akzente inzwischen der deutlicheren Aussprache gewichen, doch durch die größere Sicherheit in ihren Rollen konnten die Darsteller viel mehr interpretieren und die Charaktere noch glaubhafter spielen.

So hatte zum Beispiel Paolo Bianca als Koukol eine viel stärkere Bühnenpräsenz. Wenn er durch die Szene humpelte, brachte er einige Gags und hatte viele Lacher und "Igitts" auf seiner Seite. Und als ihm Graf von Krolock am Ende des ersten Akts durch das Haar strich, quiekte er vergnügt.

Victor Petersen, der schon letztes Mal einen hervorragenden Professor Abronsius gegeben hatte, reizte dieses Mal die Szene in der Gruft voll aus. Nachdem Alfred es nicht über sich gebracht hatte, dem Grafen das Herz zu durchbohren, fasste sich Abronsius an die Brust und japste nach Luft. Dann ließ er mit einem langen Seufzer und in Zeitlupe Arme, Beine und Kopf sinken, damit man auch bis in die letzte Reihe seinen Frust spüren konnte.

Magda (Merel Zeeman) konnte erneut mit ihrer kraftvollen Stimme glänzen. Sie bot eine grandiose Vorstellung und harmonierte auch toll mit Chagal. Dieser wiederum wurde von Kirill Zolygin verkörpert. Ich wusste zwar, dass er neben Krolock auch noch Herbert spielte, aber als Chagal konnte ich ihn mir überhaupt nicht vorstellen. Doch ich fand ihn sogar noch ein wenig besser als die Erstbesetzung. Er ist weder ein typischer Krolock noch ein typischer Chagal, doch es zeugt von großem schauspielerischem Talent, dass er mich in beiden Rollen vollends überzeugen konnte.

Beim ersten Auftritt des neuen Herberts, Max Meister, habe ich leider den Hüftschwung vermisst. Doch ansonsten spielte er toll und sein pikiertes "Tsss!", das er immer wieder in der höchsten Tonlage von sich gab, war echt witzig. Insgesamt erinnerte er mich etwas an Florian Fetterle und er machte seine Sache super.

Gonzalo Campos wirkte relativ groß für einen Alfred, was vielleicht auch an der sehr kleinen Sarah, Veronica Appeddu, lag. Doch in seinen großen Augen leuchtete eine fast kindliche Schüchternheit und Neugier, als er von der kecken Wirtstochter um den Finger gewickelt wurde. Wieder einmal gefiel mir die Zweitbesetzung ein bisschen besser und sein gefühlvolles "Für Sarah" bekam besonders viel Beifall.

Fast sechs Jahre war es her gewesen, dass wir Jan Ammann zum letzten Mal als Graf von Krolock gesehen hatten. Er war in dieser Rolle schon immer großartig gewesen, doch jetzt riss er mich komplett mit. Neben seiner Stimme, die Eisberge zum Schmelzen bringt, hatte er auch eine unglaublich starke Ausstrahlung. Er zog nicht nur Sarah und Alfred in seinen Bann, sondern fesselte mit Leichtigkeit das gesamte Publikum. Er begeisterte mich von der ersten Sekunde an, von dem ersten Ton, den er sang. Und ich stimmte sofort seinen ersten Worten zu: "Jahrelang war ich nur Ahnung in dir". Es war die beste Vorstellung, die ich je von ihm gesehen habe, und die Zuschauer würdigten das mit viel Jubel und Applaus.

Insgesamt war die Stimmung an diesem Abend sehr gut und bei den rockigen Zeilen "Wir trinken Blut, wir haben null Moral" des Finalsongs klatschte das Publikum sogar im Takt mit. Da war es selbstverständlich, dass alle sofort von ihren Sitzen sprangen sobald sich der Vorhang zum Schlussapplaus hob.
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