Tanz der Vampire
Palladium Theater, Stuttgart
Sarah Magda Rebecca Graf von Krolock Professor Abronsius Alfred Chagal Herbert Koukol |
Diana Schnierer Anja Backus Dawn Bullock Filippo Strocchi Rafael Albert Vincent van Gorp Oleg Krasovitskii Walter de Kok Lukas Löw |
Vollständige Besetzung
Selten lagen zwischen dem Kauf der Tickets und der tatsächlichen Vorstellung mehr als zwei Jahre. Wenn jedoch ein kleiner aber gemeiner Virus die ganze Welt aus der Bahn werfen konnte, dann wurde auch die Musicalwelt in ihren Grundfesten erschüttert. Doch wer in eben dieser Musicalwelt zu Hause ist, weiß auch, dass es praktisch nichts Treueres gibt als den Tanz-der-Vampire-Fan. Weder Coronasturm noch Regulierungsflut konnten ein rund 500 Mann (und Frau) starkes Publikum davon abhalten sich wie Superhelden maskiert bis ins Palladium Theater durchzukämpfen.
Auch wenn die Vampire nicht durch die Gänge zogen, war doch die Wiedersehensfreude auf allen Seiten groß. Endlich wieder Theaterluft schnuppern und sich von der Ouvertüre in die winterliche Welt Transsylvaniens entführen lassen!
Im Wirtshaus begegneten wir Chagal, der von Oleg Krasovitskii verkörpert wurde. Er hatte einen recht starken, aber sehr schönen Akzent, der sehr gut zu der Rolle passte. Schauspielerisch konnte er ebenfalls vollends überzeugen – auch wenn er neben seiner Frau Rebecca eher klein und schmächtig wirkte.
Letztere wurde von Dawn Bullock dargestellt und war eine imposante Erscheinung. Nicht ganz so voluminös war ihre Stimme, die sich aber trotzdem durch eine schöne Stimmfarbe auszeichnete und zu einer rundum gelungenen Darstellung beitrug.
Rein optisch wurde Chagal auch von Magda (Anja Backus) übertrumpft, die im ersten Akt eher lieblich und zurückhaltend wirkte. Erst als Vampirin zeigte sie dann wie viel Power in ihr steckte.
Rafael Albert hätte gerne noch mehr aus der Figur des Professor Abronsius holen können. Auch er war eher zurückhaltend, konnte jedoch überraschenderweise in der Gruftszene richtig toll brillieren. Gerne mehr davon!
Auch wenn Koukols Rolle sehr von seinen Auftritten im Zuschauerraum lebte, machte Lukas Löw das beste aus der Situation. Er hatte sichtlich Spaß und überzeugte mit urkomischer Gestik und Mimik.
Walter de Kok gab den Sohn des Grafen als eine Art "Michael 'Bully' Herbig"-Interpretation. Herbert war zwar nicht übermäßig präsent, aber er zeichnete sich durch eine feine und detaillierte Spielweise aus, und er freute sich wie ein Kind als er Alfred im Bad begegnete.
Sein Vater, der Graf, wurde von Filippo Strocchi verkörpert. Seine Stimme war recht ungewöhnlich für diese Rolle und aufgrund seines italienischen Akzents dachte ich, er würde jeden Moment eine venezianische Gondel auspacken. Er war weniger eine majestätische Erscheinung, die mit ihrem melancholischen Gefühl das Publikum in den Bann zog, aber mit seinem Zorn und Sarkasmus, der an den Krolock aus dem Film erinnerte, konnte er sein schauspielerisches Talent zur Geltung bringen. Doch sollte er unbedingt mal einen Crashkurs in Anatomie machen, da er Sarah wohl eher in die Kehle als in die Halsschlagader biss.
Absolut grandios waren die drei Tanzsolisten. Vor allem Laura Robinson war eine hervorragende Tänzerin. Und auch wie Amarbi Tsikushev als Schwarzer Vampir bei einem gedrehten Sprung durch die Luft wirbelte war mehr als beeindruckend.
Ebenfalls sehr präsent war Diana Schnierer als Sarah. Sie hatte eine schöne kräftige Stimme, die jedoch nicht zu schrill klang, und sie hatte eine tolle Ausstrahlung. Außerdem harmonierte sie perfekt mit Vincent van Gorp, der den Alfred spielte. Zwar gehört "Draußen ist Freiheit" nicht unbedingt zu meinen absoluten Lieblingsliedern, aber das Duett der beiden war wirklich ausgezeichnet.
Den meisten Applaus des Abends bekam allerdings Alfred für seine Interpretation von "Für Sarah". Ebenso gefühlvoll wie auch hoffnungsvoll war das Lied das i-Tüpfelchen auf einer fantastischen Alfred-Darstellung, welche auch am Ende der Vorstellung während der Standing Ovations mit dem meisten Beifall gewürdigt wurde.
Auch wenn bei dieser Show vieles anders war, war trotzdem irgendwie alles beim Alten: Vampire und Publikum hatten einander wieder, es war zusammengekommen, was zusammen gehört, und vor allem Graf von Krolock konnte beim Applaus seine Begeisterung nicht mehr im Zaum halten. Vampire sind halt doch unsterblich. top Δ