03.05.2002

The Gentlemen of Musical

FILharmonie, Filderstadt

Gastgeber


Special Guest

Jan Ammann
Kevin Tarte

Sophie Alter



Oh Mann, was für eine Aufregung schon im September letzten Jahres! Der Vorverkauf für "The Gentlemen of Musical" startete am Samstagmorgen um 10.15 Uhr. Wohl wissend, dass sich die Karten schneller verkaufen würden als man "Vampirschloss" sagen konnte, bedurfte es deshalb einer gründlichen Vorbereitung. So saß ich also da – mit meinen Kontodaten und dem Saalplan griffbereit – und starrte auf den Countdown der Ticket-Website. Da erst die hinteren Sitzreihen durch Stufen erhöht waren, hoffte ich auf Plätze in der 12. oder 14. Reihe – oder eben ganz vorne. Doch wer zuerst kam, malte zuerst. Denn die Tickets wurden in der Reihenfolge der eintreffenden Bestellungen vergeben.

3 … 2 … 1 … los!!! Schnell, schnell, schnell! Mit zitternden Händen gab ich alle Daten ein und hatte um 10.17 Uhr die Bestellung abgeschlossen. Und in welcher Reihe sitzen wir jetzt? War ich schnell genug? Oder vielleicht zu schnell? Angespanntes Bangen und Hoffen, denn die Tickets wurden erst am darauf folgenden Mittwoch geschickt. Reihe 14 in der Mitte! Juhuuu!

Eine weitere Ewigkeit verging bis endlich der große Tag – oder besser gesagt: Abend – kam. Natürlich war die Vorstellung komplett ausverkauft und so freuten wir uns, die beiden Musical-Stars Jan Ammann und Kevin Tarte gemeinsam auf einer Bühne zu erleben. Auf eben dieser Bühne gab es kein großes Orchester, noch nicht mal ein kleines, sondern nur ein schwarzer Flügel, eine Akustik- und eine E-Gitarre. Außerdem zwei edle Lederhocker, auf denen schon bald die beiden Gentlemen unter tosendem Applaus Platz nahmen.

Sie eröffneten die Show mit "You're nothing without me" (aus "City of Angels"), in dem sie sich erst mal selbst lobten und dem jeweils anderen klarmachten, dass dieser alleine nicht erfolgreich sein könnte. Nachdem sie die Fronten augenzwinkernd geklärt hatten, begann Kevin: "Aber was wären schöne Männer …", doch Jan unterbrach ihn sofort und bedankte sich für das Kompliment. Auf das Gelächter des Publikums hin wiederholte Jan: "Wie du schon sagtest, was wären schöne Männer …" Dieses Mal fühlte sich Kevin ganz geschmeichelt – und Jan fuhr fort, "… ohne eine schöne Frau." Er stellte die Gastsolistin Sophie Alter vor und anschließend auch die Pianistin Marina Komissartchik und den Gitarrenspieler Marcel.

Bald schon rutschte Kevin mit seinem Hocker etwas näher zu Jan hin. Dieser tat es ihm gleich und rutschte auch etwas näher. Und noch ein Stück näher. Kevin guckte komisch, weil Jan ihm so dicht auf die Pelle rückte, und gestikulierte, woraufhin Jan wieder ein Stück wegrutschte. Die beiden sangen "Bye bye love" (The Everly Brothers) und "The Rose" (Bette Midler) im Duett und da konnte man Dank der wenigen Begleitinstrumente wunderbar ihre Stimmen hören, die perfekt miteinander harmonierten.

In welcher Sprache singt wohl ein US-Amerikaner, der schon seit Urzeiten in Deutschland lebt? Richtig! Italienisch! Kevin gab "Volare" ("Nel blu dipinto di blu", Domenico Modugno) zum Besten und ließ es sich nicht nehmen später auch noch mit Jan "Bella ciao" zu singen.

Die beiden warfen einen Blick zurück auf ihr Programm aus den letzten Jahren und da durfte natürlich "Tanz der Vampire" nicht fehlen. Zwei Vampirgrafen, die "Die Einladung zum Ball" anstimmten und die dann gemeinsam mit Sophie Alter die FILharmonie in "Totale Finsternis" hüllten. Auch Sophie brillierte mit ihrer sehr kräftigen und etwas rauen Stimme, flankiert von den beiden Gentlemen. Es folgte die wunderschöne Ballade "So sehr fehlt mir dein Gesang" aus dem Musical "Liebe stirbt nie", das die Geschichte von "Das Phantom der Oper" weitererzählt.

Nach der Pause gab es einen Block mit Filmmusik und Kevin war zunächst einmal verwirrt, ob die Fortsetzung des Films "Mamma Mia" dieses oder nächstes Jahr ins Kino kommen würde. Jan quittierte das mit einem breiten Grinsen und meinte, dieses Jahr. Hm, ich hätte schwören können, dass der sogar letztes Jahr schon lief … Aber wen interessierten solche Fakten, wenn wir doch alle wegen der Musik gekommen waren? Sie sangen "Knowing me, knowing you" (Abba) und so wie wir die beiden kannten, konnte das nur großartig werden.

Der nächste Block mit Countrymusik endete nach ein paar Balladen mit "Take me home, country roads" (John Denver). Dann kamen Jan und Kevin abermals auf die Bühne. Erst schauten sie geheimnisvoll, dann zogen sie synchron je einen Stapel mit Liedtexten aus ihrem Jackett. Die Zuschauern lachten, als sie die Blätter vor sich auf dem Boden ausbreiteten, und Jan witzelte: "Ihr werdet gleich sehen, warum wir das brauchen." Nach englischen, deutschen und italienischen Liedern folgte nun nämlich "Va todo al ganador", die spanische Version von "The winner takes it all" (Abba). Ich hatte jedoch nicht den Eindruck, dass die beiden ihre Textblätter tatsächlich brauchten.

Nach vielen weiteren schönen Songs wie "A house is not a home" (Luther Vandross), trugen Jan und Kevin schließlich noch "Weil das mein Leben ist" ("Farbenblind", Jan Ammann) vor, eine Liebeserklärung an ihre Fans.

Der Abend ging mit Standing Ovations zu Ende, aber selbstverständlich gab es auch noch eine Zugabe. Das Publikum stand im Anschluss erneut auf, nur um sich für die nächste Zugabe wieder hinzusetzen und dann nochmal applaudierend aufzustehen. Klaviermusik setzte ein und Kevin begann zu singen, brach aber sofort wieder ab. Was war jetzt los? Er musste sich erst mal bei Jan nach dem richtigen Text erkundigen! Doch dann packten die beiden so viel Gefühl in "Hallelujah" (Leonard Cohen), dass es die Zuschauer erneut von den Sitzen riss.

Als wir den Saal verließen, war plötzlich eine lange Schlange vor uns. Geistesgegenwärtig stellten wir uns sofort an, denn das konnte nur eines bedeuten: Autogrammstunde! Mit unseren Digicams bewaffnet warteten wir geduldig bis wir zu Jan und Kevin vorgerückt waren, die an einem Tisch saßen. Die beiden waren richtig in Plauderlaune und nahmen sich viel Zeit für ihre Fans. Kevin erzählte uns, dass er sehr aufgeregt gewesen war, weil sie für das neue Programm viele neue Lieder einstudiert hatten. Aber trotzdem hatten sie auch viel Spaß bei den Proben gehabt.

Den Spaß auf der Bühne hatte man den beiden auf jeden Fall angesehen, genauso wie Sophie, die immer wieder tolle Solonummern vorgetragen und auch mit Jan, Kevin oder beiden gemeinsam das Publikum begeistert hatte. Auch wenn ich mir bei einem Konzert, das "The Gentlemen of Musical" heißt, ein paar Musical-Songs mehr gewünscht hätte, war es doch ein rundum gelungener Abend mit drei großartigen Sängern.
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